„Du bist hier der Chef“ – Verbraucher entscheiden gemeinsam

Lebensmittel sind ein wichtiger Bestandteil unseres täglichen Lebens und mittlerweile steigen viele Menschen auf Bio-Lebensmittel um. Doch wissen wir wirklich wie diese Lebensmittel hergestellt wurden, oder wie die Tiere leben und ob das Geld auch bei den Bauern ankommt? Normalerweise entscheiden Industriekonzerne über all diese Kriterien. Die Initiative „Du bist hier der Chef“ hat ein jetzt ein neues Konzept auf den Deutschen Markt gebracht, das den Verbraucher miteinbezieht.

Die Idee von „Du bist hier Chef" kommt ursprünglich aus Frankreich. Dort ist die Verbrauchermarke „C‘est qui le patron?!“ (Wer ist der Chef?!) mit mehr als 20 Produkten seit 2016 in den Regalen des Lebensmittelhandels zu finden. Verbraucher dürfen hier selbst entscheiden, was ihnen bei einem Produkt wichtig ist und zu welchen Preis sie bereit sind, es zu kaufen. Und so funktioniert's: Auf der Internetseite www.dubisthierderchef.de kann man das Produkt auswählen, das man „konfigurieren“ will. Dann muss man einfach nur ein Fragebogen ausfüllen, der über die relevanten Produktmerkmale wie Herkunft, Produktionsprozess, Vergütung für die Landwirte, Qualität und Verpackung und auch den Verkaufspreis bestimmen. Wenn genug Menschen mitgemacht haben, werden dann alle Antworten ausgewertet. Das Gute an dem System ist, dass der Verbraucher sich sozusagen sein Lieblingsprodukt selber erstellt.

Das erste Produkt ist eine Milch die von 9.308 Verbraucherinnen und Verbrauchern mitbestimmt wurde. Auf der Vorderseite steht in großen Buchstaben „Diese Milch wurde von uns Verbrauchern gewählt“. Seit dem 20.07.2020 kann man die Milch auch schon in verschiedenen Lebensmittelgeschäften im Rhein-Main-Gebiet finden. Die Milch wird von 13 Milchbauern der Upländer Bauernmolkerei geliefert. Dabei werden natürlich die Anforderungen der Verbraucher beachtet. Zum Beispiel, dass die Kühe mindestens vier Monate auf der Weide verbringen, überwiegend mit frischem Gras gefüttert werden, die Landwirte eine faire Vergütung bekommen, die Verpackung nachhaltig ist, ein ausgezeichnetes Tierwohl gewährleistet wird und das Produkt aus ökologischer Landwirtschaft ist, die Biodiversität fördert. Der faire Endpreis der Milch beträgt dann 1,45 Euro.

Nach der Milch sollen jetzt noch drei andere Produkte folgen. Weiter geht es mit Eiern, Kartoffeln, Butter und Honig. Momentan kann man noch nicht dafür abstimmen, jedoch sind die Fragebögen schon in der Endphase. Wer dann dafür mit Abstimmen möchte, muss nur seine Email Adresse angeben, damit gewährleistet wird, dass jede Teilnehmerin und jeder Teilnehmer nur einmal abstimmt. Näher an das Geschehen kommt man, wenn man Partner wird. Dazu muss man einmalig einen Euro zahlen und kann dann mit auf die Kontrollbesuche der Höfe und bei internen Entscheidungen mitbestimmen.