Tempo 30 sinnvoll oder nicht?

Diskussion um Geschwindigkeitsbegrenzung auf der Rheinachse bricht nicht ab

05.08.2020 | 16:30 Uhr

30 fahren auf der Rheinstraße, Rheinallee oder Kaiserstraße- Das ist für viele Autofahrer, die seit Jahren tagtäglich dort entlang pendeln immernoch sehr ungewohnt. Auch die Diskussionen wollen dahingehend nicht abreißen: Es sei blödsinnig, würde nichts bringen und sei lediglich eine Schikane, sagen die Einen. Man würde das Autofahren in der Innenstadt so unattraktiv wie möglich machen wollen, um zur Nutzung des ÖPNV anzuregen. Weniger Lärm auf der Rheinachse, aber vor allem eine Reduzierung der Schadstoffausstoßung sind dagegen die propagierten Ziele des neuen Verkehrskonzepts.

Ob 30er Zonen auf vielbefahrenenen Straßen sinnvoll sind, ist eine nie enden wollende Diskussion mit unterschiedlichen Ergebnissen. Der ADAC sieht die Einführung von Tempo 30 kritisch. Man könne nicht nachweisen, dass eine Luftverbesserung stattfinde. Vor allen Dingen, weil oftmals Ausweichverkehr stattfinde, der dann die umliegenden Straßen durch Wohngebiete mehr belaste.

Der Verkehrsgeograph Prof. Heiner Monheim betont im Interview mit ANTENNE MAINZ die ganze Diskussion sei ein alter Hut: „ In den 70er und 80er Jahren haben wir unsere ersten Tempo 30 Versuche gemacht und auch die waren schon sehr erfolgreich.“ Es sei ein Politikum, dass diese Geschwindigkeitsbegrenzungen später zurückgenommen und vergessen wurden. Dabei ist es für den Verkehrsexperten keine Frage, ob die Einführung von Tempo 30 im innerstädtischen Bereich sinnvoll sind: „Das ist beim Lärm ganz signifikant und bei den Emissionen ist das auch ein zentraler Faktor. Können sich auch vorstellen, wenn sie einfach mal schneller rennen, dann atmen sie schneller, dann schwitzen sie eher. Also was sie am eigenen Körper erfahren, das ist bei der Maschine auch nicht anders.“ Natürlich würden bei schnellerem Fahren mehr Schadstoffe ausgestoßen, stellt Monheim fest.

Stadtbild zum positven verändern

In einer Studie der Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württemberg (LUBW) aus dem Jahr 2011 ist das allerdings nicht abzulesen. Diese kommt zum Ergebnis, dass Tempo 30 zu einer Verschlechterung der Emissions- und Kraftstoffsituation führe. Hier verweist Prof. Monheim allerdings auf die Messmethode, von der es abhänge, zu welchem Ergebnis man komme. Je nachdem zu welchem Zeitpunkt, an welcher Stelle, über welchen Zeitraum man messe, veränderten sich die Daten. Monheim beruft sich auf seine langjährige Erfahrung im Verkehrsministerium NRW und auf seine Verkehrsstudien aus den 70er und 80er Jahren, als vielerorts flächendeckend Tempo 30 Regelungen eingeführt wurden. „Physikalisch ist es sehr eindeutig“, dass die Runterregelung der Geschwindigkeit nur positive Folgen habe. Alleine die Unfallrate würde sich so um 50% reduzieren. „Sie gleiten, statt zu hetzen, sie haben viel weniger Beschleunigungs- und Bremsvorgänge.“, betont der Verkehrsgeograph. Man könne so viel vorausschauender fahren, Fußgänger seien sicherer und es wäre als Folge sogar möglich, den Verkehr einspurig zu führen, ohne signifikanten Zeitverlust für Autofahrer. Idealerweise könne man so auch im zweiten Schritt das Stadtbild verschönern, in dem mehr Bäume gepflanzt würden oder ein begehbarer, grüner Mittelstreifen eingerichtet werde. So könnte man laut Monheim das ganze Stadtbild zum Positiven verändern.

Ampelschaltung besonders wichtig

Essenziell für eine erfolgreiche Umsetzung sei allerdings eine gut programmierte Ampelschaltung, die das Fließen des Verkehrs ermögliche und Abbrems- und Beschleunigungsvorgänge reduziere. So etwas funktioniere allerdings nicht von heute auf morgen und bräuchte seine Zeit, um die ideale Synchronisation der Ampeln zu finden und festzulegen.

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Quelle: ADAC