Mainz 05: Wahlkommission sorgt für Diskussionen

Die sportliche Tendenz geht bei unseren 05ern in den letzten Wochen nach oben. Was aber die Führungsriege angeht, scheint einfach keine Ruhe in den Verein kommen zu wollen. Schon wieder gibt es Grund für Diskussionen. In gut eineinhalb Wochen, am 09. Februar, hat der Verein zur turnusgemäßen Mitgliederversammlung eingeladen. Die findet aufgrund der aktuellen Situation digital statt. Auf der Tagesordnung: Die Wahl des Aufsichtsrats und die Wahl des Vorsitzenden.

Vier aktuelle Mitglieder nicht mehr im Rennen

Jetzt hat die Wahlkommission ihre Auswahl der Kandidat*innen getroffen, die zu den beiden Wahlen zugelassen werden. Diese Auswahl aber sorgt jetzt mancherorts für Unverständnis. Schaut man sich die Liste für die Wahl zum Aufsichtsrat an, fällt auf, dass sie nur 12 Namen beinhaltet. Laut Satzung darf die Wahlkommission aber bis zu 16 Bewerber*inne zur Wahl zulassen. Die erste Frage die sich stellt: Warum nutzt die Wahlkommission nicht alle Möglichkeiten, die ihr laut Satzung zur Verfügung stehen? Immerhin soll es rund 30 Bewerbungen für das mächtige Gremium des Fußballbundesligisten gegeben haben. Frage zwei: Alle acht Mitglieder (ein Sitz ist einem Fanvertreter vorbehalten) des amtierenden Rates haben sich erneut um einen Posten beworben. Vier davon wurden abgelehnt: Eva-Maria Federhenn, Michael Häfner, Sven Hieronymus und Michael Schumacher. Ein entsprechendes Absage-Schreiben liegt ANTENNE MAINZ vor:

Die Wahlkommission hat (...) nach sorgfältiger Abwägung Ihre Person nicht in die Liste der Kandidaten für die Wahl zum Aufsichtsrat aufgenommen. (...) Wir bitten Sie um Verständnis für die Entscheidung der Wahlkommission."

Für die vier kam die Abbsage überraschend. Wir haben mit Michael Schumacher gesprochen. Er war in den 80ern und 90ern aktiver Spieler bei den 05ern. Mit Mainz hat er mehr als 300 Ligaspiele absolviert. Mitte der 90er hat er dann seine aktive Karriere beendet. 2017 ist er dann in den Aufsichtsrat gewählt worden. Ihn wundert und ärgert besonders, dass er für die Mitgliederversammlung die zunächst für Oktober angesetzt war, wegen Corona aber abgesagt wurde, noch als Kandidat zugelassen war. Das, in Verbindung mit den vier ungenutzten Plätze bei den Wahlvorschlägen "habe ein Geschmäckle", so Schumacher:

"Die Mitglieder haben nicht mal mehr die Wahl, bestehende Mitglieder wiederzuwählen. Da kann sich keiner einen Reim darauf machen. Man fühlt sich als Fan zurückgesetzt, wenn man nicht aus dem vollen Schöpfen und aus 16 Kandidaten wählen kann. Das wird den Fans und den Mitgliedern vorenthalten. Da wollen sich wenige damit abfinden."

Keine Chance auf Begründung

Auch andere Mitglieder, die sich schon lange aktiv für den Verein engagieren, dürfen sich nicht zur Wahl stellen. Nach ANTENNE MAINZ-Informationen hat sich auch Frank Röhr (Geschäftsführer Fischer + Co) um einen Posten im Aufsichtsrat beworben. Röhr hatte bereits in der Vergangenheit für den Posten des Vorstandsvorsitzenden kandidiert und wurde hier von der Kommission noch zugelassen.

Als wüsste die Wahlkommission, dass ihre Entscheidungen für Diskussionen sorgt, heißt es von Gerd Krämmer (Mitglied der Wahlkommission) in der offiziellen Pressemitteilung des Vereins:

"Wir haben unsere Entscheidung in der Kommission frei und unabhängig und ohne Einfluss von Personen außerhalb der Wahlkommission getroffen, dies ist unsere Verantwortung gegenüber Mainz 05. (...) Die für uns inhaltlich leitenden Fragen waren, wer den Verein bei den sich stetig verändernden aktuellen und kommenden Herausforderungen bestmöglich unterstützen kann (...) Wir haben Hochachtung vor jeder Bewerberin und jedem Bewerber und danken für den Willen, sich für unseren Verein zu engagieren. Der Respekt ihnen gegenüber gebietet aber auch, dass wir unsere Entscheidung nicht zum Gegenstand einer öffentlichen Diskussion machen.“

Die 12 Kandidat*innen in alphabetischer Reihenfolge

Cäcilia Alsfasser (aktuelles Aufsichtsratsmitglied)

Dr. Volker Baas (aktuelles Aufsichtsratsmitglied)

Frank Feldmann

Dr. Frank Finkler

Dr. Engelbert Günster (aktuelles Aufsichtsratsmitglied)

Detlev Höhne (aktuelles Aufsichtsratsmitglied, Vorsitzender)

Prof. Dr. Carsten Kühl

Hans-Christian Kutzner

Manfred Lorenz

Oliver Michels

Bastian Riedl

Dr. Andreas Zanner

Tatsächlich muss die Wahlkommission ihre Entscheidung für oder gegen Bewerber*innen laut Satzung nicht begründen. Die Fragen, warum die Wahlkommission so entscheidet, warum sie nicht alle demokratischen Spielräume ausnutzt und warum sie der Mitgliederversammlung – laut Satzung das oberste Organ des Vereins - nicht eine größere Portion Mitbestimmung ermöglicht bleiben offen.

Die Auwahl führt zu Mutmaßungen

Die BILD stellt zur Beantwortung dieser Fragen Vermutungen an, die den Vorsitzenden des aktuellen Aufsichtsrats betreffen. Detlev Höhne selbst bewirbt sich um eine zweite Amtszeit im Aufsichtsrat und wurde dafür von der Wahlkommission zugelassen. Die vier Kandidaten die jetzt nicht mehr zugelassen wurden, seien allesamt Mitglieder, die „Höhne wohl schon länger loswerden“ wollte, heißt es bei BILD.

Auch dazu wollten wir von Michael Schumacher ein Statement:

"Das ist für mich nichts neues. Das wurde mir auch mal zugetragen. Das sich das auf diese Art und Weise bestätigt, da kann ich nichts dazu sagen. Ich kann vielleicht sagen, dass ich da schon an der Art und Weise etwas gemerkt habe, dass ich jetzt nicht der Super-Kandidat da drin war."

Viele Fragen bleiben offen! Klar ist: Wieder gibt es vermeidbare Diskussionen über und ausgelöst durch die Führungsetage bei Mainz 05. Von Ruhe keine Spur! Bleibt nur zu hoffen, dass es zumindest sportlich weiter nach oben geht!