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Vielen graut es bereits davor: die Sperrung der Theodor-Heuss-Brücke. Ab dem 12. Januar 2020 wird sie für vier Wochen wegen Bauarbeiten für Autos und Lastwagen gesperrt. Bei einer Routineüberprüfung 2019 wurden Schäden an der Übergangskonstruktion in den Pfeilerachsen festgestellt. Die Reparaturkosten belaufen sich auf etwa 420.000 Euro, von denen die Stadt Wiesbaden 62,8 Prozent und die Stadt Mainz 37,2 Prozent übernimmt – das sind auch die Eigentumsanteile an der Brücke. Die Brücke ist der kürzeste Weg von Mainz nach Wiesbaden und wird täglich von rund 44.000 Autos genutzt. Die Auswirkungen der Sperrung kann man also nur erahnen. Die Mainzer Verkehrsdezernentin Katrin Eder, der Geschäftsführer der Mainzer Mobilität Jochen Erlhof und Udo Beck von der Mainzer Straßenverkehrsbehörde haben sich unseren Fragen gestellt.
Warum müssen die Bauarbeiten jetzt passieren?
Zu einem späteren Zeitpunkt könne man die Bauarbeiten nicht verrichten, da es kalter Temperaturen bedarf. Bei Wärme würde sich der Stahl nämlich zu sehr ausdehnen. Eine Sanierung sei außerdem so schnell wie möglich notwendig, damit keine Folgeschäden entstehen, so Verkehrsdezernentin Katrin Eder. In der Vorweihnachtszeit habe man die Sanierung nicht beginnen wollen, um den Einzelhandel nicht zu belasten.
Was genau wird gemacht?
Die Traversenlager an den Pfeilern sind abgenutzt und müssen ausgetauscht werden. Die könne man mit den Bandscheiben bei Menschen vergleichen, erklärt Christian Giesen, Pressesprecher der ESWE. Durch die momentan noch niedrigen Temperaturen zieht sich der Stahl zusammen und kann so besser ausgetauscht werden. Für den Austausch der Lager muss die Brücke sogar angehoben werden. Deshalb werden die beiden Zufahrten aus Richtung des Rathauses und der Kaiserstraße voll gesperrt. Nur die Busspur bleibt offen. Da werden allerdings Schranken installiert, die von Sicherheitspersonal bewacht werden, damit Unbefugte die Brücke nicht befahren.
Wer darf drüber?
Alles mit Blaulicht, Fahrräder, Busse und Fußgänger dürfen weiterhin die Brücke nutzen. Außerdem gibt es Sondergenehmigungen. Wochenends dürfen vorher angemeldete Fastnachtsredner in den Abendstunden die Brücke mit ihrem Auto überqueren. Die Begründung: Dies würde nur die Wochenenden betreffen und dann meist die Abendstunden. Außerdem hätten sie eng getaktete Zeitfenster und man wolle die Mainzer Fastnachtstradition nicht beschneiden, so Eder. Ansonten gibt es bis auf die Initiative „Essen auf Rädern“, die die Verbindung über den Rhein nutzen darf, keine Ausnahmen für Autoverkehr. Weder für Pflegedienste noch andere Dienstleister. Das Zulassen von immer mehr Ausnahmen, würde zu weit führen, so Udo Beck. Diese Kapazitäten könne die Brücke in der Zeit nicht fassen. Man müssen eben früher losfahren und umtakten.
Was sind Angebote des ÖPNV?
Die Mainzer Mobilität lockt jetzt mit dem sogenannten Brückenticket. Monatskarten, die zwischen dem 8. und 18. Januar gekauft werden sind dann sechs statt vier Wochen in Mainz und Wiesbaden gültig. Das Ticket ist mit 84,50 Euro natürlich trotzdem kein Schnäppchen. Eine Preissenkung der Monatskarte sei keine Alternative, weil die Mainzer Mobilität hier an Verbundtarife gebunden sei, erklärt Jochen Erlhof auf unsere Nachfrage hin. Zusätzlich zu dem Brückenticket sollen täglich 4 Busse pro Richtung mehr fahren. Und wenn das nicht reicht? Dann würde man versuchen das Angebot weiter zu erhöhen.
„Man wird sich (...) in den ersten paar Tagen das mal angucken müssen, sowohl von der Zufahrtssituation, als auch von dem Verhalten der Verkehrsteilnehmer.“ (Jochen Erlhof, Geschäftsführer der Mainzer Verkehrsgesellschaft)
Man gehe allerdings davon aus, dass das ausgeweitete ÖPNV- Angebot ausreiche, um die Mehrbelastung abzufangen. Wenn sich Pendler rechtzeitig auf die Situation einstellten, durch Home- Office, einen früher (oder auch später) beginnenden Arbeitstag bzw. die Nutzung von Bus und Bahn, sei das ganze sicherlich zu stemmen. Neben den Öffentlichen, wird auch die Anzahl der Leih- Fahrräder aufgestockt. So wird es zwei neue "MeinRad"- Systeme in Kastel geben. Außerdem erhalten Kunden einen 15 Euro-Coupon.Die Infos zum Coupon und zum Brückenticket gibt es hier.
Sowohl Katrin Eder, als auch Udo Beck sind zuversichtlich, dass die Situation, die sicherlich in der Anfangsphase chaotisch und schwierig werden wird, sich nach einiger Zeit entzerrt. An den Zufahrten auf die Brücke wird auf beiden Rheinseiten ab Sonntag 12 Uhr Sicherheitspersonal über den korrekten Ablauf wachen. Zeitweise wird auch die Polizei vor Ort sein.
Bisher geht man von einer vierwöchigen Sanierung aus, in Stein gemeißelt ist diese aber nicht. Nun heißt es abwarten, wie dramatisch die Lage ab Montag im Berufsverkehr wird.Oder um Katrin Eder zu zitieren: „Augen zu und durch!“.