"Zur Andau" schließt doch nicht

Betreiber schaffen mit Falschmeldung Aufmerksamkeit

13.05.2020 | 14:25 Uhr

Die Mainzer Kultkneipe “Zur Andau” schließt ihr Türen. Das war die Nachricht, die am Mittwoch eine riesen Welle der Trauer und der Sympathie ausgelöst hat. Mit diesem Facebookpost haben die Betreiber, Burkhard und Janine Geibel-Emnden ihre vermeintliche Schließung bekanntgeben:

“Liebe Andau-Gäste, Bierliebhaber und Freunde eines guten Tropfens ! Die Kultkneipe “Zur Andau” wird wegen der zahlreichen Corona-Maßregeln schließen müssen. Die unternommenen Anstrengungen und Umbauarbeiten für einen Neustart sind nicht regelkonform. Barhocker zählen nicht als Stuhl, eingezogene Spuckschutzwände sind nicht erlaubt. Alle bis heute erfolgten Reservierungen sind leider hinfällig. Wir starten ab heute 16 Uhr einen Abverkauf mit gezapftem Bitburger Pils, Benediktiner Weizenbier und auch Helles vom Fass. Auch Weine im Glas werden ausgeschenkt, das Küchenprogramm reduzieren wir auf das Minimalste. Ab heute sind Gruppe à 4 Personen gestattet (ich habe den Überblick bei der Anzahl der Haushalte im Wirrwarr der Anordnungen verloren), ihr müsst nur Abstand wahren. Auch verfällt heute die Regelung mit dem Mindestabstand von 50 m ab Straßenverkauf. Es darf – natürlich mit gebührender Distanz zueinander – geschleckt und getrunken werden. Nutzt unsere Korbstühle, nehmt sie mit an der Fastnachtsbrunnen, hockt euch unter die Markise und beendet gemeinsam mit uns eine enzigartige Kneipenkultur, die ausstirbt. Der Abverkauf von Getränken, Gläsern und Souvenirs aus unserem Klimbim-Wohnzimmer dauert so lange an, bis wir die Flügeltüren für immer schließen. Lasst uns noch einen gemeinsam heben...ein letztes Glas im Stehen!”

Die Ursprünge der Andau gehen zurück bis ins Jahr 1844. Seit 1977 ist die Kneipe Spezialausschank der Bitburger Brauerei in Mainz und seit mehr als 30 Jahren ist die Kultkneipe in der Hand des Betreiberpaares Burkhard und Janine Geibel-Emden. Die Schließung wäre also ein großer Verlust für Mainz. Aber: Die Andau schließt nicht für immer!!! Aufgelöst hat den Spuk dann schließlich der Mainzer Oberbürgermeister Michael Ebling, der sich am Mittwoch bei einem Rundgang selbst ein Bild über die aktuelle Lage in der Mainzer Gastronomie gemacht hat. In einem Video bei Facebook klärt er schließlich auf:

Da sind seit Wochen keine Geschäfte und kein richtiger Betrieb möglich gewesen und insofern verstehe ich, dass da auch die Nerven nicht nur blank liegen, sondern dass manchmal auch der Gaul durchgeht und die Andau jetzt gesagt hat: "Wir machen zu!". Aber es war auch beruhigend von Burkhard selbst, aus seinem Munde zu hören: "Nein, wir machen nicht für immer zu. Wir machen jetzt zu, weil wir unter den Bedingungen nicht arbeiten können. Aber wenn die Bedingungen besser werden, dann sind wir wieder für unsere Gäste da."

Der entsprechende Facebookpost des Betreiberehepaares Geibel-Emden ist mitterweile gelöscht. Zwei Dinge haben sie damit aber ganz bestimmt erreicht. Sie haben Aufmerksamkeit geschaffen für die prekäre Lage der Gastronomen in Mainz und insbesondere für die Betreiber kleiner Kneipen und sie haben den Mainzerinnen und Mainzern ein ganz schönen Schock verpasst.

Quelle: ADAC