Immer mehr Erwachsene leiden unter ADHS

Die Zahl der ab 19-Jährigen mit ADHS hat sich von 2008 bis 2018 fast verdreifacht

09.01.2020 | 08:16 Uhr

Immer mehr Erwachsene leiden unter einer Aufmerksamkeitsdefizit- und Hyperaktivitätsstörung (ADHS). Das hat jetzt eine Datenauswertung der KKH Kaufmännische Krankenkasse ergeben. So stieg der Anteil von ADHS-Diagnosen von 2008 bis 2018 bundesweit bei den ab 19-Jährigen von 0,1 auf 0,4 Prozent. Bei 0 bis 18-Jährigen wurde ein Anstieg von 4,3 auf 4,7 Prozent verzeichnet. Damit hat sich der Anteil der ab 19-Jährigen mit ADHS also fast verdreifacht. Die Zahl bei Kindern und Jugendlichen ist zwar immer noch höher, allerdings zeigen die Daten, dass auch Erwachsene zunehmend unter den Problemen leiden. Das Gefährliche dabei ist, dass sich ADHS bei Erwachsenen anders äußert als bei Kindern und Jugendlichen. Dadurch ist es schwieriger eine Diagnose zu stellen.

Generell äußert sich eine ADHS durch ständige Stimmungsschwankungen, Jähzorn, Impulsivität, Beziehungsunfähigkeit und Chaos. Bei Kindern und Jugendlichen kommt eine starke Hyperaktivität hinzu, die sich bei Erwachsenen durch Unaufmerksamkeit und Konzentrationsschwierigkeiten äußert. Dadurch haben sie Probleme ihren Alltag, ihre Finanzen und ihre Arbeit zu organisieren, was unter anderem zu häufigem Arbeitsplatzverlust führen kann. Unbehandelt kann es außerdem zu Suchtproblemen, Depressionen, schlechten Abschlüssen, einem höheren Unfallrisiko durch unaufmerksames Fahren und Scheitern von sozialen Beziehungen kommen. Eine Diagnose ist besonders bei Erwachsenen nicht einfach, da diese meist Begleiterkrankungen haben. Für eine Diagnose orientieren sich Experten an unterschiedlichen Ausprägungen von Unaufmerksamkeit, Hyperaktivität und Impulsivität. Generell rät Heinz-Jürgen Friedrich vom KKH-Serviceteam in Mainz: „Wenn jemand psychische Probleme hat, die die Lebensqualität deutlich und über längere Zeit beeinträchtigen, sollte er dringend professionelle Hilfe suchen.“ Dazu solle man sich erst an der Hausarzt wenden, der die Überweisung an Neurologen oder Psychotherapeuten einleiten kann. „Wichtig ist, dass eine Diagnose sorgfältig gestellt wird, damit es nicht zu unnötigen oder falschen Behandlungen kommt“, so Friedrich. Der Anstieg von ADHS-Diagnosen bei Erwachsenen ist wahrscheinlich auf die höhere Sensibilität bei Ärzten und Patienten für eine ADHS im Erwachsenenalter zurückzuführen.

Quelle: ADAC