Zwischen Mainz und Berlin

OB- Wahlkampf-Interview mit Tabea Rößner

30.09.2019 | 12:15 Uhr

Wir hatten alle fünf Kandidaten, die bei der Oberbürgermeisterwahl 2019 antreten, zu Gast im Studio und haben mit ihnen über alle wichtigen Mainzer Themen gesprochen. So auch mit Tabea Rößner, die neben ihrer Kandidatur zur Wahl am 27.Oktober auch im Bundestag sitzt.

Flüge zwischen Berlin und Mainz

Dazu muss sie viel zwischen Berlin und Mainz pendeln, was nicht immer mit dem Zug möglich sei, erklärt Rößner. Sie versuche hauptsächlich die Bahn zu nutzen, aber ihr Zeitplan lasse das nicht immer zu. Hier war die Grünen- Politikerin in letzter Zeit harter Kritik ausgesetzt, weil sie eben ab und an mit dem Flieger durch Deutschland unterwegs ist. Zwar betont sie, dass Flugverkehr der klimaschädlichste Verkehr sei, in ihrem Fall könne man es aber nicht ändern, da sie an beiden Orten gebraucht werde.

Schwierige Verkehrssituation trotz grüner Dezernentin

Die 52 jährige Grünen-Politikerin, die schon seit vielen Jahren politisch aktiv ist, hat insbesondere beim Thema Verkehr ein ganz klares Ziel, das allerdings kaum von den Ideen der anderen Kandidaten abweicht:

Der Verkehr in der Stadt müsse reduziert, der ÖPNV ausgeweitet und der Ausbau von Fahrradwegen voran getrieben werden. Auf die Frage, wieso die Grüne Umweltdezernentin Katrin Eder hier nicht schon längst agiert habe, betont Rößner, diese sei vom aktuellen Oberbürgermeister ausgebremst worden. Ziel müsse sein, die Innenstadt weitestgehend Autofrei zu machen.

Zu wenig Grün in Mainz

Es ist DAS Thema, weltweit, aber auch bei uns in Mainz. Klimaschutz und Stadtbegrünung sind zwei Stichworte, um die keiner im Wahlkampf herum kommt. Man müsse hier definitiv für mehr Grünflächen sorgen, erklärt Rößner. Genauso wie für mehr Solaranlagen auf Mainzer Dächern. Dies sei ein Versäumnis seitens der Stadtspitze. Es habe an verschiedenen Stellen gehangen, so dass die amtierende grüne Umweltdezernentin Ideen nicht habe realisieren können.

Dem Stadtklima nicht zuträglich sei außerdem der Vorschlag des amtierenden Oberbürgermeisters Michael Ebling, einen neuen Stadtteil zwischen Hechtsheim und Ebersheim zu bauen. Dieser läge dann direkt in der Mainzer Frischluftschneise.

Rößners Idee zu einer Entlastung des Wohnungsmarktes und zur Schaffung neuen Wohnraums geht in eine andere Richtung.

Gemeinschaftliches Wohnen als Mittel der Wahl

Rößner spricht im Interview von 8000 neuen Wohnungen in Mainz, die sie schaffen würde, falls sie die Wahl gewinnt. Dazu müsse man nur das Areal der Kurmainz- Kaserne, der GFZ Kaserne und den Laienhof nutzen und auch neue Häuser höher bauen, d.h. fünf- oder sechsstöckig. Darüber hinaus könne man auch Dachgeschösser ausbauen, um neuen Wohnraum zu schaffen. Das Konzept „Wohnen für Hilfe“ liegt ihr dabei ebenfalls am Herzen. Ältere alleinstehende Personen, die in großen innerstädtischen Wohnungen lebten, könnten beispielsweise noch jemanden in ihren vier Wände aufnehmen, Stichwort „Gemeinschaftliches Wohnen“. Die Zahl 8000 scheint dabei utopisch hoch. Als Vergleich: In München wird ein neuer Stadtteil mit der Anzahl der Wohnungen gebaut, der so groß ist wie 250 Fußballfelder.

Mehr Druck auf`s Land ausüben

Der Bereich Finanzen ist so etwas wie das Mainzer Sorgenkind. Mainz als eine der am höchsten Verschuldete Stadt Deutschlands, hat es schwer, den Schuldenberg von über einer Milliarde Euro loszuwerden. Hier müsse man sich als OberbürgermeisterIn ganz klar auch im Hinblick auf Bund und Land positionieren und finanzielle Förderprogramme ausschöpfen. Es könne nicht sein, dass Aufgaben einfach auf die Kommune bzw die Stadt Mainz abgewälzt würden und dies werde seitens des Oberbürgermeisters so hingenommen. Damit der Haushalt stabil bleibe, müssten die stadtnahen Gesellschaften bei ihrem eigentlichen Zweck bleiben und sich nicht außerhalb ihres Kompetenzbereichs engagieren, was in Mainz leider der Fall sei (wir haben berichtet). Außerdem fordert Rößner finanzielle Förderprogramme von Bund und Land, da die Verantwortung für Umwelt und Klima mehr auf die Städte abgewälzt werde.

Dafür würde Rößner auch die Konfrontation nicht scheuen und erklärt: "Ich hab' keine Ambitionen jetzt in die Landespolitik zu wechseln, auf Bundesebene würde ich das machen, wenn wir in der Regierung sind, aber im Moment sind wir in der Opposition."Das wirft die Frage auf, ob Rößner Mainz auch langfristig erhalten bleibt.

Wir haben allen Kandidaten eine Frage gestellt, bzw. sie gebeten einen Satz zu vervollständigen. So auch Tabea Rößner:

Im Mainz meiner Träume...

Quelle: ADAC